Geschenktipp 2020:
Andy Warhol; Love, Sex & Desire
Drawings 1950 - 1962
Geschenktipp von Sanne Jacobs
Lange vor Andy Warhols Aufstieg zum Höhepunkt der Pop Art, schuf und stellte er verführerische Zeichnungen aus, die männliche Schönheit zelebrieren. Andy Warhol Love, Sex & Desire - Drawings 1950-1962 zeigt über dreihundert Zeichnungen, die hauptsächlich in Tinte auf Papier gerendert werden, um junge Männer zu porträtieren, von denen viele nackt, einige sexuell aufgeladen und gelegentlich mit skurrilen schwarzen Herzen und reizvollen Verzierungen geschmückt sind. Sie sitzen oder liegen, stolz oder sogar gelangweilt von ihrer Schönheit, während der Künstler sie skizziert. Sie engagieren sich selten mit ihrem scharfen Beobachter, und ebenso konzentriert sich Warhol auf ihre Form, ihre erotischen Qualitäten und ungezügelte Sexualität. Wenn seine Untertanen sich damit begnügen, in ihrer Attraktivität zu schwelgen, dann auch Warhol. Seine selbstbewusste Hand illustriert eine Vielzahl von bunten Charakteren, verrät aber auch viel über diesen rätselhaften Künstler.
Warhol war bereits ein boomender kommerzieller Illustrator, als er 1956 In der Bodley Gallery an der New Yorker Upper East Side Studien aus diesem Werk ausstellte. Er sah diese Illustrationen fälschlicherweise als seine Art, in die New Yorker Kunstszene einzudringen und die durchdringende Homophobie der damaligen Zeit zu
unterschätzen. Während er seinen Plan, die Zeichnungen als Monographie zu veröffentlichen, nie durchsah, zeichnete er mehr als tausend elegante, scheinbar mühelose Zeichnungen aus dem Leben. Dieser Band bringt schließlich sein Projekt zum Erfolg, indem er seine eindrucksvollsten Bilder zusammenfasst, die hier zum ersten Mal in einem umfassenden Buch veröffentlicht und von der Andy Warhol Foundation for the Visual Arts ausgewählt wurden. Herausgegeben und mit einer Einführung von Michael Dayton Hermann von der Stiftung und Essays des Warhol-Biografen Blake Gopnik und des Kunstkritikers Drew Zeiba. Die Aufnahme von Gedichten von James Baldwin, Thom Gunn, Harold Norse, Essex Hemphill und Allen Ginsberg schafft Momente der Introspektion, die die Themen und Stimmungen in den Zeichnungen erweitern.
Stilistisch erinnern die Zeichnungen an die Skizzen von Jean Cocteau und sogar Matisse: hoch destilliert und liniensicher, aber locker. Der verkrüsse Voyeurismus ist indes ganz Warhols eigener, und selbst die risqué-Zeichnungen enthalten eine Art drolligen Humor – ein Gefühl ironischer Loslösung –, der zu einem Warhol-Markenzeichen werden würde. Seine selbstbewusste Hand illustriert eine Vielzahl von bunten Charakteren, verrät aber auch viel über diesen rätselhaften Künstler.


